Die soeben erschienenen Ergebnisse der Schulleistungsvergleichsstudie des Berliner Instituts für Qualitätsentwicklung zeigen, dass alle fünf Länder der ehemaligen DDR in den Naturwissenschaften auf den Plätzen eins bis fünf liegen. Baden-Württemberg, einst erfolgsverwöhnt, rutschte auf den neunten Platz ins Mittelfeld ab, hinter Bayern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.
Der Ländervergleich suggeriert, wie häufig in solchen empirischen Studien, klare Ergebnisse wie „Ost schlägt West“. Auch wenn Politiker und Journalisten solche Verkürzungen mögen, sind sie doch häufig falsch.
Ich weiß wovon ich rede, war ich doch fast zwei Jahrzehnte Wissenschaftler am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel und ab 1992 Professor für Physikdidaktik an der Universität Potsdam und habe so vieles hautnah in Ost und West erfahren können. Auch an Schulen auf beiden Seiten konnte ich tätig sein.
Was können wir für Baden-Württemberg aus den Ergebnissen lernen?
Die Kompetenz und das Engagement der Lehrkräfte sind, das belegen viele Untersuchungen, der Hauptschlüssel für Unterrichtsqualität und Lernerfolg. Wenn aber in Baden-Württemberg fast ein Drittel der Lehrer fachfremd naturwissenschaftliche Fächer unterrichten müssen, liegt die Frage nahe: Kann man sich als Lehrer eben mal so nebenbei Physik wirklich aneignen und sogar kompetent lehren?
Wir brauchen im Land mehr und besser qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer mit besseren Arbeitsbedingungen in den Schulen. Das ist allerdings ohne mehr Geld für das Bildungswesen nicht möglich. Sonntagsreden reichen da nicht, Herr Finanzminister!